Der entsetzliche Zusammenhang von Rassendiskriminierung und wirtschaftlichem Profit – Der Vortrag „Die Erben der Arisierung“ von Armin H. Flesch, eine Kooperationsveranstaltung der CJG Koblenz und des Evangelischen Erwachsenen Bildungswerks Süd (Montag 4. Sept.)
Bei strahlendem Abendsonnenschein, der vielleicht manch einen oder eine zu anderweitiger Beschäftigung überredete, hielt der freie Autor und Journalist Armin H. Flesch in der Aula von Haus Wasserburg in Vallendar eine erlesene und interessierte Zuhörerschaft von gut 20 Personen mit einem annähernd dreistündigen Vortrag in Atem.
Bei der allgemeinen Einführung ins Thema wurde in bedrückender Weise die zwingende Logik der dahinterstehenden Strategie deutlich: Die Partei gewann unter den Gewinnern dieses „Diebstahls“ rasch eine abhängige Gefolgschaft, auf lange Sicht wurde die gesamte Kriegsmaschine damit am Laufen gehalten. Der Lohn der Soldaten war bis Kriegsende ausreichend, um eine Familie damit zu ernähren, sehr im Unterschied zur Situation des ersten Weltkriegs: alles wichtige Einzelheiten, die weit über das im gewöhnlichen Geschichtsunterricht Behandelte hinausgehen. Um den Schein der Legalität aufrecht zu erhalten, genügte es, eine gefügige Bank unter Druck zu setzen, die Fortsetzung eines Kredits zu verweigern. Wirklich entsetzlich aber wurde es, wenn die einmal in Gang gesetzte Gewinngier so weit getrieben wurde, die ermordeten KZ-Häftlinge auch ihrer Goldzähne und Haare zu berauben (für Filz und Perücken). Aber auch im Kleineren wurde die Gesamtbevölkerung durch die oft nur zu dankbar angenommene Versteigerung jüdischen Besitzes in das Geschehen mitverstrickt.
Beschämend zeigt sich dann oft die Aufarbeitung in der jungen BRD, wenn die Geschädigten und deren Nachfahren um eine angemessene Entschädigung betrogen werden, während mancher damalige Drahtzieher, neu zu Ehren gekommen, sogar mit dem Bundesverdienstkreuz (wahrscheinlich für zweifelhafte Beraterdienste!) ausgezeichnet wird. Noch immer fällt es manchem heutigen Firmenbesitzer schwer, die Namen der ursprünglichen Firmengründer auf ihrer Homepage zu erwähnen. Doch auch wenn sie sich, nach Nachfragen oder äußerem Druck, dazu entscheiden, wird immer noch das bei der „Übergabe“ geschehene Unrecht verschwiegen. Dabei bräuchte sich heute, wo diese Dinge längst verjährt sind, Niemand etwas dabei zu vergeben. Im Gegenteil, sollte es nicht eine Empfehlung für die Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit eines Unternehmens sein, wenn auch mit der vergangenen Geschichte in ehrlicher und verantwortlicher Weise umgegangen wird?
Sollte die Spirale einer stufenweise Entrechtung, Ausgrenzung und Entwürdigung nicht auch einmal in eine eine solche der gemeinsamen Verantwortung füreinander umgewandelt werden? Da liegt offensichtlich immer noch einiges vor uns!
gez. Alban Rüttenauer